Freitag, 30. Mai 2008

Jugendliche im Gottesdienst 3

Predigten



Bei manchen Predigten fragt man sich, wer diese ungemütlichen Sitzplätze ausgesucht hat. Man sollte bei der nächsten Gemeindeversammlung Besucherfreundlichere Stühle beantragen.
Aber vielleicht liegt das Problem gar nicht bei den Stühlen, sondern bei der Predigt, die wieder mal komplett an dir vorbeigegangen ist. Aber nein, das liegt sicher an dir, du hast nur nicht richtig zugehört, sondern die 38 523 Pünktchen an der Wand gezählt. Wenn du richtig zuhören würdest, wär die Predigt sicher spannend. Hab doch Mitleid mit dem Prediger. Es geht einfach nicht, dass jede Predigt dich anspricht. Nächstes mal wirds bestimmt besser.

Ein Prediger ist ein Redner. Von jemandem der hauptberuflich predigt, sollte man eigentlich erwarten können, dass er so predigen kann, dass man keinen Kurs in Konzentrationsübungen gemacht haben muss, um dem Prediger zuhören zu können.
Dies kann auf sehr vielfältige Weisen erreicht werden.

Ich habe mir erlaubt eine Liste zu erstellen, was eine gute Predigt ausmacht. Ergänzungen werden gerne entgegengenommen.
(Ich frage mich ernsthaft, ob man so was bei der Pastorenausbildung auch lernt.)



1. Es wird eine Geschichte erzählt welche die Aussage der Predigt verdeutlicht. Die Geschichte ist in die Predigt integriert. Geschichten haben sehr viele Vorteile. Sie verdeutlichen Aussagen. Zudem kann man sich Geschichten viel besser merken als Gedankengänge. Jesus hat auch oft mit Geschichten gearbeitet. Gegen eine Geschichte kann man auch nur schwer argumentieren.
Ich halte es daher auch für wichtig zu lernen wie man gut Geschichten erzählt.

2. Es ist auch gut, wenn man in der Predigt etwas über den Prediger selbst erfährt (z.B. durch die Geschichte). Das zeigt nicht nur, dass der Prediger sich mit dem Thema beschäftigt hat und die Predigt selbst verfasst hat, sondern verdeutlicht auch den Realitätbezug. Der Zuhörer merkt, dass der Prediger weiß wovon er redet. Das Leben und die Erfahrungswelt des Predigers finde ich immer interessant.

3. Die Predigt gibt mir etwas, dass ich in meinen Alltag mitnehmen kann.
Dies kann eine Handlungsänderung oder eine Bewusstseinserweiterung sein. Wenn man weiß, was für Fragen/Themen die Zuschauer beschäftigen kann man darauf eingehen (Meine Erfahrung zeigt, dass der Heilige Geist da auch kräftig bei der Themenfindung mitwirken kann).

4. Nicht zwingen notwendig, aber meistens gut, finde ich es, wenn der Prediger während der Predigt mit seinen Zuhörern Kontakt aufnimmt. Er kann sich z.B. bestätigen lassen oder eine Frage stellen. Dann muss er aber auch klar machen, dass er eine Antwort erwartet. Beispiel: "Also auf meinem Zettel steht jetzt: Gemeinde antwortet."

5. Frei sprechen. Wer das kann sollte seine Predigt nicht stur ablesen.
Sonst können nämlich Sätze entstehen ...uiuiui So spricht kein Mensch. Wenn man sich nicht so stark auf den Text konzentrieren muss, ist es sicherlich auch einfacher das gesagte mit seiner Gestik zu unterstreichen.

6. Wo wir gerade bei dem Visuellen angelangt sind. Bei einem Vortrag nimmt der Mensch 70% über die Augen und nur 30% über die Ohren auf. Das sollte man berücksichtigen.
Hier gibt es mehr Möglichkeiten als Gestik und Mimik. Eine einfache Möglichkeit ist z.B. hin und wieder den Standort zu wechseln an dem man steht. Bei PowerPointpräsentationen sollte man darauf achten, dass sie nicht an Schulreferate erinnern. Falls man mit Videosequenzen arbeitet sollte man vorher die rechtlichen Angelegenheiten erledigen.

7. Ein Prediger sollte keine Scheu davor haben über eigene Schwächen oder Fehler zu reden. Das muss nicht in jeder Predigt der Fall sein, aber hin und wieder schon.


Ein Prediger muss nicht all diese Punkte erfüllen, aber je weniger er davon erfüllt, desto mehr Talent muss er mitbringen.

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