Montag, 28. Februar 2011

Strukturen

Es ist schon irgendwie bizar. Aber die Eigendynamik, die eine Gruppe, wie z.B. die Jugend in unserer Gemeinde ist mir erst in den letzten Wochen so richtig bewusst geworden. Sie ist der Grund dafür warum es so immens schwer ist die Entwicklung einer Gruppe zu steuern.

Auch wenn diese Dynamik immer wieder Frust bei mir auslöst, so bin ich doch beruhigt, dass es sie gibt.

Das Spannende ist Strukturen zu finden die für bestimmte Ziele am besten geeignet sind.
Ein Beispiel an der Gruppe Hauskreis:
(1)Alle kommen, es wird gesungen, gebetet, Bibel gelesen, Andacht gelauscht und diskutiert über die Auslegung eines Textes.
(2)Alle kommen, tauschen sich über die letzte Woche aus und wie es geht, danach wird je nach Stimmung gesungen und/oder gebetet und am Ende kommt (wenn noch Zeit übrig ist) ein „geistlicher“ Teil

Die erste Gruppe deckt das Bedürfnis sich mit anderen Christen über den Glauben auszutauschen und gemeinsam diesen Glauben zu erleben.
In der Zweiten wird es kaum möglich sein die Gruppe zu besuchen ohne sich immer besser kennen zu lernen. Vertrauen und Freundschaft wachsen hier wesentlich schneller.

Das sind zwei Extreme zwischen denen sich alle christlichen Gruppen bewegen. Die Struktur bestimmt den Zweck der Gruppe.. Doch eigentlich wollte ich heute nicht über Hauskreise und Jugendgruppen schreiben.

Gerade liegt mir die Gruppe der Gottesdienstbesuchern mehr am Herzen. Welches Ziel hat der Gottesdienst und was wäre die entsprechende Struktur dazu?

Ich habe noch keine Antwort gefunden, doch dies sind die Aspekte die mir wichtig geworden sind.
(Die Reihenfolge hat keine Bedeutung)

1.Gottesdienst feiern: Ein Godi solle etwas feierliches, frohes und würdevolles haben. Eine Atmosphäre bei der man merkt: Hier passiert gerade etwas wichtiges. Dieser Moment ist heilig.
Meiner Erfahrung nach sind in FeG`s die Inhalte extrem wichtig. Man weiß genau was man glaubt und warum man was macht „Ein halber Christ ist ein ganzer Unsinn“ wäre ein typischer Spruch dafür. Alles was mit Ausdruck und Form zu tun hat ist hingegen höchst variabel und darf ruhig von jedem anders praktiziert werden.
Das traurige Ergebnis ist, dass wir so verlernt haben dem Inhalt eine passende Verpackung zu basteln die dessen Wichtigkeit angemessen widerspiegelt.
2.Gott ehren: Ein Godi in dem Gott nicht geehrt wird ist kein Godi.
3.Gemeinschaft haben: Wir sind Teil einer Gemeinschaft und dabei geht es darum Glauben, Sorgen, Freuden und anderes zu Teilen, dass zu unserem Leben gehört
4.Sünden bekennen: Mich überkommt immer wieder die Ahnung, dass ich nicht der Einzige bin, der erst Mal seine Sünden vor Gott bringen und um Vergebung bitten will, bevor er sich ganz in Gottes Gegenwart begeben will. Gottes Vergebung ist das Herzstück unseres Glaubens.
5.Gott erleben: Als postmoderner Mensch ist mir das Erleben sehr, sehr wichtig. Ich möchte Gott spüren können. „better is one day in your courts than thousends elsewhere“ Wie wahr.


Vielleicht ist es nicht möglich alle diese Aspekte in einer Veranstaltung zu vereinen. Um die einzelnen Punkte noch ein wenig zu veranschaulichen möchte ich ein paar Beispiele aus meinem Leben nennen:

1.Ein Godi im letzten Herbst in unserer Gemeinde: Vorhänge zu, Kerzenlicht, Taizelieder
In einer symbolischen Handlung konnten Godibesucher ein Teelicht nach vorne bringen. (Um was es dabei genau ging weiß ich nicht mehr, aber die Stimmung hatte etwas feierliches)
2.Alles wobei Menschen mit ihrem Herzen bei Gott sind.
3.Zeugnisteile, nachher gemeinsam essen, Gebetsanliegen teilen und gemeinsam dafür beten
4.Abgesehen von entsprechenden liturgischen Gebeten und Liedern habe ich bisher noch keinen Godi erlebt in dem Buße ein Punkt auf dem Ablaufplan des Godis war.
Ich nutze öfters die Gelegenheit in Lobpreiszeiten. Da wünsche ich mir dann auch oft diese Bänke auf denen man sich hin knien kann herbei, wie man sie in katholischen Kirchen findet.
5.Gott am Sonntag-morgen erleben ist eine seltene Ausnahme für mich. (Mit Ausnahme der 3 Monate in denen ich mein Praktikum auf dem Land gemacht habe) Als garantiert sehe ich Gott spürbare Gegenwart nur in den Anbetungsabenden die es einmal im Monat bei uns gibt. Die sind m.M.n. mehr wert als die ganze restliche Gemeindeaktivität zusammen.



Zum Glück geht nicht alles in Gemeinde nach mir. Dennoch sehe ich eine erfolgreiche Suche nach einer zeitgemäßen und dem Anlass angemessenen Gottesdienststrukur als eine der wichtigsten Herausforderungen der nächsten Jahre an.

Montag, 7. Februar 2011

Resignation

Es ist 10:00 morgens. Ich sitze etwas müde auf der Empore zusammen mit sieben, acht Anderen. Während der Begrüßung von vorne, kommt ein guter Freund, zusammen mit 2 anderen Godibesuchern, die Treppe hinauf. Ich hab ihn jetzt schon 3 Wochen nicht mehr gesehen und weiß gar nicht was gerade so bei ihm los ist. Er scheint heute mal einen seinen guten Tage zu haben. Mit seinem typischen grinsen auf dem Gesicht begrüßt er nach und nach jeden auf der Empore. Mit gedämpfter Stimme tauscht man ein paar scherzende Worte aus, als das erste Lied angesagt wird. Irgendein Lied von 1984. Das Lied würde sich in einer Kapelle mit hohen Steinwänden richtig gut anhören. Hier ist die Akustik grottig und ich habe das Gefühl man sinkt konstant einen Tick zu langsam. Ich habe wie jeden morgen leichte Halsschmerzen und kann gar nicht richtig mitsingen. Ehrlich gesagt habe ich auch gar keine Lust.
Wesentlich lieber würde ich mich mit meinen Sitznachbarn unterhalten und sie fragen, wie es ihnen geht und was sie die letzte Woche so gemacht haben. Mein Versuch den Gottesdienst ernst zu nehmen hindert mich allerdings den Mund auf zumachen. Ich kann aber nicht leugnen, dass die Fragen an meine Sitznachbarn in mir brennen und ich im Moment nichts lieber machen würde als mit ihnen zu quatschen.
Unser verspäteter Gast hat da weniger Hemmungen und schafft es während des gesamten Gottesdienstes keine 2 min am Stück den Mund zu halten.
Es folgen Ansagen. Zwei ältere Gemeindemitglieder, deren Namen mir nichts sagen, liegen im Krankenhaus. Der eine wenn auch sachliche Moment, der der Befindlichkeit unserer Mitmenschen gewidmet ist. Danach werden alle alten Menschen wieder mal mit allen Kranken auf eine Eben gesetzt. Eine Beleidigung für die Alten, wie ich finde.
Nach einem kurzen Werbeblock des Büchertisches (Ich kenne keine Freikirche ohne Büchertisch. Lesen scheint etwas sehr frommes zu sein. Die Geschwister die das machen hab ich auch wirklich gern, aber wenn hat Jesus nochmal aus dem Tempel gejagt?) singen wir noch ein Lied. Es erinnert an das erste. Der klägliche Gesang unten toppt das unsichere Brummen auf der Empore, diesmal um Längen.
Die Predigt beginnt. Es kommt mir vor wie eine Ansammlung nicht ganz fassbarer Richtigkeiten dessen Alltagstauglichkeit mir irgendwie entgeht.
Ich will mit meinen Freunden quatschen! Ich sitze bereits über eine halbe Stunde neben ihnen und weiß immer noch nicht was sie bewegt!!!
Nach der Predigt steht eine Gebetsgemeinschaft an. Ich habe kein Problem damit laut zu beten. Allerdings kann ich nicht einfach so damit beginnen. Ich habe noch nicht das Gefühl das Gott mir zuhört. Nicht das Gefühl, dass ich hören kann was Gott mir sagen will. Nicht das Gefühl zu wissen für was ich beten soll. Nicht die Gewissheit, dass meine Gebete erhört werden.
Um dahin zu kommen bräuchte ich eine halbe Stunde oder länger.
Nach drei Minuten schließen wir mit dem Vater Unser. Ein Gebet, dass mir sehr wichtig ist. Da steckt pure Kraft drin. Heute komme ich mir selbst nicht ganz echt vor, als ich die Verse wie eine Maschine herunterleier.
Es folgt ein Lied, dass ich mag, die Kollekte und der Segen. Innerhalb von 3 Sekunden wir aus der schweigenden, starren Masse die geordnet, ernst und nachdenklich nach vorne guckt ein großer, lebendiger Ameisenhaufen. Alles bewegt sich, alles redet miteinander. Jetzt weiß ich warum wir uns Familie nennen.

Nachwort zur Geschichte:
Es ist eine Spannung die mir überall in Gemeinde begegnet. Was machen wir? Erfüllen wir den Zweck des Treffens (beten, singen, in der Bibel lesen) oder schieben wir das beiseite und geben dem Bedürfnis nach, am Leben des anderen Teil zu haben und das eigene Leben mit ihnen zu teilen.
Ich möchte nicht glauben, dass das ein Widerspruch sein muss, dennoch kommt es mir immer wieder so vor.
2008 konnte man auf diesem blog einen Dialog zwischen mir und Mentalrover verfolgen an dessen Ende die Erkenntnis stand, dass ein Gottesdienst eine Art feierlicher Zeremonie gleichen sollte in der es darum geht Gott zu ehren.
Ich entsinne mich an einen einzigen Gottesdienst innerhalb der letzten 12 Monate dem ich eine feierliche Atmosphäre zuschreiben würde. Ich entsinne mich an keinen Gottesdienst der dazu beigetragen hat Gott zu begegnen. Ich entsinne mich an einen Gottesdienst der dazu beigetragen hat Jesus in meinen Geschwistern zu sehen. Ich entsinne mich nicht an eine Begeisterung für Jesus oder sein Reich. Ich entsinne mich an Vorwürfe, nicht fromm genug zu sein. Ich entsinne mich an viele Momente in denen ich mich leblos gefühlt habe. Ich entsinne mich an Momente an denen ich dachte wir hätten vergessen, dass wir einen großen Gott haben. Ich entsinne mich wie ich langsam resigniert habe und begann mich damit abzufinden. Ich entsinne mich an Momente in denen Gott mir gezeigt hat, dass ER uns/mich nicht aufgegeben hat und immer noch zu uns steht und zu uns redet.



Meine idealistischen Ansprüche an Gott, mich und die Gemeinde haben sich nicht geändert. Ich bin gnädiger mit meinen Geschwistern geworden und gleichgültiger gegenüber Problemen. Die Hoffnung wirklich etwas zu verändern habe ich aufgegeben. Was wäre ich ohne einen gnädigen Gott?

Samstag, 5. Februar 2011

Wenns wichtig wird

Letzten Donnerstag erschien in der Rheinischen Post dieser Artikel hier.

Ich kenne dieses Gemeinde nicht. Allerdings kommt ein Freund von mir aus dem genannt Bund und ich habe ein sehr gutes Bild von dieser Konfession.
Der Artikel hat mich an etwas erinnert. Wenn es wirklich wichtig wird, wird gebetet.

In meiner Gemeinde oder in meiner Jugend kann ich mir den Mund fusselig reden, ich werde kaum jemanden für regelmäßige Gebetstreffen begeistern können. Doch ich bin mir 100% sicher, dass es in dem Moment in dem es brenzlig wird, keine Diskussionen mehr geben wird. Dann wird man füreinander da sein und man wird nicht mehr darüber reden was gerade getan werden müsste. Man wird es tun.
Und für dieses Wissen bin ich sehr dankbar.

Es beruhigt mich auch ein wenig. In meiner Heimatstadt gibt es eine Menge Probleme. Manche davon sind gar nicht so weit von unserem Gemeindehaus entfernt und spielen dennoch im Gemeindeleben keine Rolle. Doch bin ich mir sicher, dass sobald eins dieser Probleme in Berührung mit Gemeinde kommt und Menschen in der Gemeinde mit ihren Lebensumstände Teil der Gemeinschaft werden, wird die Gemeinde darauf reagieren.

Mittwoch, 2. Februar 2011

Mission

Eben bin ich vom letzten SMD Treffen in diesem Semester gekommen. Eine unserer Sozialpädagoginnen fühlte sich gedrungen ein Schlussresümee mit der Gruppe zu machen. Wie ist es uns in diesem Semester ergangen und was wünschen wir uns für das SS 11 (Sommersemester 2011 für die Nichtstudenten unter uns)

Das vergangende Semester stand unter dem Motto "Mission" Es wurden diverse Menschen eingeladen die an unserer gemeinsamen Abenden zu "Mission" referiert haben.
Missionarische Aktivitäten gab es wohl genauso viel wie in den bisherigen Semestern der Studenten_MISSION_Deutschland

Die heutige Erkenntnis, dass sich seit Oktober niemand in Sichtweite unseres Kreises bekehrt hat und auch niemand der nicht bereits tief im christlichen Glauben verwurzelt ist dazugestoßen, löste allgemeine Unzufriedenheit aus.

Das heutige Thema "Mission und Gebet" veranlasst mich meine Meinund dazu hier kund zu tun.

Mir fallen bei MuG spontan folgende (wahre) Geschichten ein:

Ein 15 jähriges Mädchen in B. bittet Gott um eine Freundin in ihrer Klasse. Sie betet gezielt für ein Mädchen mit dem sie kaum Kontakt hat. Nach einiger Zeit kommt jenes Mädchen auf die 15jährige zu und fragt, ob sie mal mit in ihre Gemeinde kommen dürfe.

Ein Schüler leitet einen Schülerbibelkreis und wird sich plötzlich bewusst, dass dieser Kreis mit dem Abitur seines Jahrgangs der Vergangenheit zugehören wird. In den Ferien betet er täglich für diesen Bibelkreis. Im kommenden Schuljahr wächst der Kreis aus unerfindlichen Gründen um ein vielfaches.


Auf der Liste der Wünsche SS 11 tauchte gleich drei Mal "missionarische Aktionen" auf. Ich verbinde mit diesem Schlagwort die Handtrockener die man in den Toilettenräumen so vieler Gaststätten findet: Viel heiße Luft, aber keine Wirkung

Wenn von Evangelisation/Mission geredet wird, komme ich meist auf das Thema Diakonie. Warum werde ich hier nicht noch einmal erläutern.
Wir müssen aber zugeben, dass wir niemanden bekehren können. Das kann nämlich nur Gott. Folglich muss es doch das wichtigste in der Mission sein mit diesem Gott zu reden.
Ich will aus den oben geschilderten Geschichten lernen. Was lernst du daraus?