Montag, 22. November 2010

Mein Tag

6:15 Mein Wecker klingelt zum ersten mal. Ich bin totmüde, komme kaum aus dem Bett. Ich weiß aber, dass ich mir heute nicht allzu viel Zeit mit dem aufstehen nehmen darf. Um 6:24 stehe ich tatsächlich auf. Um 7:29 verlasse ich gehetzt, müde, aber noch rechtzeitig, das Haus. Ich hab meinen grünen, kuschelligen Schal nicht gefunden und musste im meiner Hektik auf einen anderen schwarzen Schal, der unheimlich kratzt, zurückgreifen. Außerdem bin ich nicht dazu gekommen, das Kapitel für den heutigen Tag aus dem Stille-Buch zu lesen (Wir machen derzeit mit unserer Gemeinde ein Projekt beim dem alle 40 Tage lang in einem Buch zum Thema Stille lesen)
Ich komme am Bahnsteig an und stelle fest, dass ich nicht um 7:29, sondern um 7:19 das Haus verlassen habe.
Folglich stehe ich 10 min frierend in der Kälte. Dabei habe ich Kopfschmerzen. Habe ich meine Haare wirklich richtig trocken geföhnt?
7:46 Ich steige am Hauptbahnhof aus. Gönne mir im laufen ein Hustenbonbon gegen meine Halsschmerzen. Ausnahmsweise habe ich sogar das Gefühl, dass die Dinger auch was bringen.
8:04 Ich klingel an der Tür des Sozialpsychatrischen Dienst, dort mache ich zur Zeit mein Praktikum. Im 2. Stock angelangt erfahre ich, dass mein Anleiter sich heute frei genommen hat um in seinem Garten zu arbeiten. Bei der Kälte??
Ich soll mal gucken wie ich mich so beschäftigen kann.
Na gut. Erstmal mache ich mir, wie üblich, einen Tee. Irgendwie schmeckt der heute komisch. Hmm nichts tun ist auch langweilig - zudem ich bin hier an einem Arbeitsplatz. Ich fühle mich falsch, wenn ich hier nicht arbeite.
Ich geh zu den Ordnern mit den Klienten. Bei "St bis Te" habe ich letzte Woche aufgehört. Ich nehme den Ordner und sortiere alle Fälle raus in denen sich in den letzten 10 Jahren nichts getan hat - fast der halbe Ordner.
Das gleiche mit den zwei letzten Ordnern. Ich habe keine halbe Stunde gearbeitet.
Mein Projekt, das ich vor über einem Monat begonnen hatte ist abgeschlossen. Jetzt hatte ich alle Ordner und alle Akten aller Klienten unserer Dienststelle einmal in den Händen. Ich lade den Stapel mit den aussortierten Klienten bei der Dame von der Verwaltung ab. Zu meiner Überraschung stöhnt sie diesmal nicht mit einem scherzhaften Lachen über die „viele Arbeit“.
Zeit für eine Neue Aufgabe. Die gibt es nicht.
Ich muss noch meinen Praktikumsbericht für die Fachhochschule schreiben. Habe ein paar Fragen zur Organisationstrucktur. Die erste Sozialarbeiterin, Frau L., telefoniert gerade, die andere,
Frau B., diktiert einen Bericht über einen Klienten den wir die vorherige Woche besucht haben. Ich warte ein paar Minuten an meinem Schreibtisch. Dann hat man für mich Zeit und ich bekomme meine Antworten. Wieder nichts zu tun.
Ich notiere ein paar Ideen für meine Wunschliste, die mir am Wochenende gekommen sind. Von Frau L. bekomme ich einen Schokoladentee angeboten. Riechen tut er gut, schmecken weniger. Vielleicht liegt das an der Tasse?
10:45 Ein Hausbesuch steht an, eine ältere Dame hat einen Wechsel der Betreuung beantragt. Nichts aufregendes. Ich darf aber mitkommen.
Die Klientin ist Türkin, lebt seit 50 Jahren in Deutschland, ihr deutsch ist gut verständlich, mehr aber auch nicht. Die neue Betreuerin soll türkisch können. Wer das sein soll steht auch schon fest. Alles kein Problem. Das Gespräch war kurz und unkompliziert.
Wir fahren ins Parkhaus von Kaufhof. - Mittagspause. Ich kaufe Batterien für die Funkklingel an unserem Gemeindehaus. Es ist kalt. Ich laufe zurück zum Büro und kaufe mir auf dem Weg ein Schinkenbrötchen.
Im Büro angekommen verbringe ich den Rest der Pause damit ein Buch zu lesen "Gefühle lesen" von Paul Ekman
13:00 Mangels einer Aufgabe (Praktikanten müssen anstrengend sein, wenn sie arbeiten wollen) schlender ich am Nachbarbüro vorbei.
Spontan entsteht ein Gespräch mit Frau L. über Wochenende, Klienten und Anderes. Das Gespräch wird länger, ich setzte mich, nach 10 min kommt Frau B. aus dem dritten Büro dazu. Wir reden bis 14:00 Uhr d.h. ich rede weniger, ich höre zu, liegt mir eh mehr. Die beiden Damen sind über 50 - es fällt mir immer noch schwer ein Gesprächsthema zu finden das uns alle interessiert. So bleibt das Gespräch unterhaltsam, aber oberflächlich.
Als wir das Thema ebay streifen, werde ich gefragt, ob da schon mal was gekauft hätte. Ja, habe ich: Tabeletop-Figuren. Ich darf erklären was das ist. Frau L. wittert eine Idee für ein Weihnachts- oder Abschiedsgeschenk für mich.
Mir ist das etwas unangenehm. Ich habe immer das Gefühl auch etwas verschenken zu müssen, wenn ich etwas bekomme. Mit Ideen tu ich mich da immer schwer. Geschenke für Menschen die keine Wünsche äußern, können mir wochenlang kopfschmerzen bereiten.
14:00 Eine Dame aus dem Erdgeschoss hatte letzte Woche Geburtstag und die Dame aus der Verwaltung feiert heute ihr 40 jähriges Dienstjubiläum.
Daher treffen sich alle Miarbeiter im Erdgeschoss und genießen Kaffee und Kuchen (bzw. Cola und Kuchen).
Das Beisammensein ist sehr fröhlich. Ich genieße es mal nichts sagen zu müssen und bin sehr still. Nach etwa einer Stunde versucht mein redsamer Sitznachbar auch mich ins Gespräch mit einzubeziehen. Das klappt nicht wirklich. Die 8 Kollegen und Kolleginnen sind, mit einer Ausnahme, alle über 55, kennen sich alle schon jahrelang, sind aufeinander eingespielt. Ich bin neu, kenne nicht mal alle Namen und brauche eh immer meine Zeit um in eine Gruppe reinzufinden.
Um 16 Uhr ist die Feier vorbei. Ich mache mich auf dem Weg zu Bahnhof. Zu Fuß - seit man mir hier einmal den Sattel geklaut hat fahre ich kein Rad mehr. Auf dem Weg ärgere ich mich über das potentielle zukünftige Geschenk.
Um 16:35 Uhr nehme ich die Bahn. Mir ist kalt. Zu hause esse ich nochmal ein wenig was. Kartoffelsalat und eine Wurst. Nicht sehr viel.
Ich muss noch meine Wunschliste für Weihnachten abgeben. Mittlerweile habe ich genug Ideen (schwer eine zu finden, wenn man mit dem glücklich ist was man hat).
Das ganze zieht sich hin, nebenbei beantworte ich zwei Emails. Plötzlich ist es halb Sieben. Ich lese das Kapitel aus dem Stille Buch.Es geht darum am Anfang des Tages vom Tag etwas zu erwarten.
Ich packe mein Buch, die Batterien, den Gemeindehausschlüssel und einen Erinnerungszettel ein und fahre mit dem Auto zum Gemeindehaus. Im Rahmen des Stille Projektes haben sich Gruppen gebildet in denen wir über das Buch und die vergangene Woche reden. Der Zettel erinnert mich daran, dass ich mein Sozialrechtbuch, das ich vor 6 Monaten einer Studentin ausgeliehen habe, mir wiederholen wollte. (Mittlerweile hatte ich die Adresse herausgefunden.) Auf dem Weg fällt mir auf, dass ich ja wahrscheinlich bis halb 10 im Gemeindehaus sein werde und es auf dem Rückweg zu spät ist um bei jemandem unangemeldet vorbei zuschauen.
Ich komme an und stelle fest, dass noch niemand da ist. Komisch. Normalerweise ist I. (eine ganz liebe Schwester) schon 45 min früher da und bereit alles vor...
Ich tausche die gekauften Batterien aus und gehe zum Bandraum. Ein Bruder hat heute Geburtstag (auch ganz toller Mensch). Ich wünsche ihm alles gute und will dann nicht weiter bei der Probe stören.
Wo sind die anderen? Ich setzte mich in den Flur und warte. Denke ein wenig über den Tag nach. Ich fühle mich geschafft und erschöpft. Ich habe mir vorgenommen eine viertel Stunde zu warten. Die ist um. Ich gehe zum Auto. Jetzt kann ich auch noch das Buch abholen. Ich will den Navi an der Scheibe anbringen (wer hat den da die Halterung abgemacht?). Es klappt nicht. Das dumme Ding will nicht halten. Mittlerweile bin ich in sehr gereizter Stimmung. Nach gefühlten 40 Versuchen gehts dann doch. Ich will das Gelände verlassen, da kommt mir ein Auto in der Einfahrt entgegen. I., die Schwester die den Abend gestaltet. Was ich denn hier mache? Ich gehe - war ja niemand da.
Aber wir treffen uns doch erst um 8. Ach ja, stimmt... Jetzt kommts mir auch wieder. Ob ich nicht reinkommen will und wir gemeinsam einen Tee trinken wollen.
Nein. Jetzt will ich doch noch schnell das Buch holen. Dann komm ich wieder.
Ich fahre zur eingegeben Adresse und stelle fest, dass die gesuchte Dame ganz in meiner Nähe wohnt. Nur zu Hause ist sie leider nicht.
Jetzt richtig gereizt fahre ich wieder zum Gemeindehaus. Dabei reflektiere ich die vergangene Stunde. Das macht mich nicht glücklicher.
Wieder im Gemeindehaus setze ich mich um 19:45 in unserem Couchraum zur oben genannten Schwester. Wir trinken Tee, wir reden, ich werde langsam ruhiger. Ich merke wie gerne ich hier bin.
Um 8 kommt dann ein älterer (81 Jahre) Bruder, H., dazu. Damit sind wir komplett. Eine Schwester ist krank, mein kleiner Bruder hat zu viel zu tun und beim dem Letzten hab ich den Grund vergessen.
Wir kommen auf den Vers "Wo zwei oder drei in meinem Namen ...usw."
Ich finde es bemerkenswert, dass wir wirklich nur zwei oder drei sind. Da steht ja nicht "mindestens zwei oder drei", wie es sonst oft verstanden wird.
Wir reden über das gelesene der vergangenen Woche. I. will, dass wir gemeinsam beten und Gott für all das danken,. für das wir dankbar sein können. H. erzählt aus seiner Jugend und warum er so dankbar ist. Dann beten wir. Als ich anfange zu reden spüre ich deutlich den Heiligen Geist. Ich bin erfüllt und genieße es einfach.
Der Abend ist vorbei. Wir verabschieden uns mit einer Umarmung.
Während die anderen nach Hause fahren bringe ich die Tassen in die Küche und stelle fest, dass ich die Spülmaschine erst ausräumen muss. Das macht mir nichts. Ich bin richtig gut gelaunt.
Auf der Rückfahrt beschließe ich dass ich diesen Tag schriftlich festhalten möchte und brauche beim einparken in die Garage ca. 15 Anläufe. Aus der Garage hole ich meine grundierten Taptopfiguren und stelle fest, dass ich nicht flächendeckend gesprüht habe. Dann esse ich zu Abend.
Anschließend setze ich mich an den Rechner und schreibe diesen Text hier. Es ist mittlerweile schon nach 12 Uhr. Über 2 Stunden habe ich geschrieben. Morgen, also heute werde ich nochmal drüber lesen und die groben Rechtschreibe- und Grammatikfehler korrigieren.