Mittwoch, 14. April 2010

Wie geht es dir?

Es ist schon erstaunlich welch kreatives Potential langweiliger Unterricht bei Schülern und Studenten hervorrufen kann. Hier mein Ergebnis eines 3-stündigen Vortrages über empirische Forschung (kreativ würde ich mein Ergebnis allerdings nicht bezeichnen):

Wie geht es dir?

Es kommt schon mal vor das jene Frage nicht als Begrüßung gedacht ist, sondern ehrliches Interesse am anderen bekundet.

Doch worauf zielt die Frage eigentlich ab? Meiner Meinung nach kann man "Wie geht es dir?" als Summe von drei Teilfragen betrachten:
1.1 Was hast du in der letzten Zeit erlebt?
1.2 Was beschäftigt dich gerade (gedanklich)?
1.3 Wie fühlst du dich?

Als Gefragter kann man sich für eine oder mehrere dieser Teilfragen entscheiden und auf diese eingehen. Aber auch hier kann man wieder unterteilen. Diese weiteren Unterteilungen sind im Regelfall abhängig vom Gegenüber:

1.1 Was hast du erlebt? Wo?
1.1.1 Auf der Arbeit
1.1.2 In Vereinen u.ä.
1.1.3 In deiner restlichen Freizeit

1.2 - keine weiteren Aufteilungen

1.3 Wie fühlst du dich?
1.3.1 Was ist deine derzeitige Lebensgrundstimmung (sehr schwer zu definieren)
1.3.2 Jetzt im Moment

Die Unterteilung in 1.3.1 und 1.3.2 ist schwer zu trennen. Ich habe sie trotzdem durchgeführt da ich die Antwort "müde" nicht mit "ich genieße meinen Urlaub" gleichsetzen möchte. Der Zustand "müde" ist relativ schnell vergänglich. Er beeinflusst zwar das derzeitige Befinden. Für jemanden der mich länger nicht gesehen hat ist es doch interessanter, ob ich mit meiner allgemeinen Lebenssituation zufrieden bin.




Unterm Strich kann ich mich nur glücklich schätzen, diese Frage so oft gestellt zu bekommen. Mein Wunsch für die nächsten 12 Monate ist, dass zu dieser Frage, die Frage "Wofür kann ich für dich beten?" hinzukommt.

Samstag, 3. April 2010

BUJU, Tafeln und Würde

Ich komme aus einer Mittelstandsgemeinde. Geld ist kein alzu großes Thema bei uns und hat auch nur selten was mit Gottvertrauen zu tun. Und weil die Gemeinde Geld hat, ist es ja selbstverständlich denen, die nicht so viel haben auszuhelfen, damit alle in vollen Zügen am Gemeindeleben teilnehmen drüfen. Eigentlich im Sozialstaat Deutschland nichts ungewöhnliches.
(Die Thematik mit Kirche für die Armen lassen wir heute mal raus.)
So leicht wie sich die Leiter und Mitarbeiter sich das vorstellen ist es dann meist leider doch nicht.
Dieses Jahr ist wieder Bundesjugendtreffen. Teilnahme, Hin- und Rückfahrt kosten für unsere Leute bestenfalls 110 Euro. So nebenbei kann sich das zumindest nicht jeder leisten, wie ich feststellen musste.
Als Jugendleiter ist es mein Job alles zu organisieren und somit auch das Geld zu verwalten.
Plötzlich spürt man was für ein sensibles Thema das mit der finanziellen Unterstützung ist. Im Gespräch merke ich wie die, die das Geld haben, behaupten sie hätten keinerlei Probleme damit von unserem Angebot gebrauch zu machen, wenn sie es nötig hätten. (Und wahrscheinlich würde das im ernstfall auch zutreffen.)
Die widerrum für die, die Unterstützung gedacht ist, scheinen lieber einen Monat lang aufs Mittagsessen zu verzichten zu wollen als unser Angebot, einen Teil oder sogar die gesammten Kosten für sie zu übernehmen, anzunehmen. Sie können es sich ja leisten. Sie müssen nur etwas sparen. (Das war jetzt überspitzt dargestellt.) Andere fahren lieber erst gar nicht mit bevor sie die Gemeinde um Geld bitten müssten.

Sicherlich trage ich da auch Mitschuld. Immerhin habe ich es nicht schnell genug geschafft, das was ich im Studium gelernt habe auf meine Gemeinde anzuwenden.

All jene denen 110€ nebenbei doch was ausmachen (würden), konnten nun zumindest verstehen warum Tafeln (unter anderem) in der Sozielarbeit einen so schlechten Ruf haben. Der Mensch bettelt nicht gerne. Er bittet nur ungern bei anderen, seien es Freunde oder Unbekannte, wenn er nicht das Gefühl hat das Bekommene verdient zu haben oder rechtmäßigen Anspruch zu besitzten.
So uneigennützig und liebevoll man dem anderen sein Geld bzw. Essen andrehen möchte, so schwer ist es doch dabei die Würde des anderen nicht zu verletzen.
Bei einer Freizeit ist das noch relativ leicht zu lösen (wenn man sich vorher und nicht erst mitten im Prozess Gedanken darüber macht...) Naja, ich bin ja gerade mal an Anfang meines Studiums. Nächstes mal werde ich die Sache anders angehen.


(Sowas sollte man auf diesen ganzen Schulungen lernen.)