Montag, 30. Juni 2008

Jpm

Im letzten Post habe ich einen Gottesdienst angesprochen. Der Pastor (ich gehe mal davon aus, dass er einer war) hat nach dem Anbetungsteil eine Predigt gehalten. Es wurde mit Bibelstellen nur so um sich geworfen und auch insgesammt würde ich die Predigt nicht als außerordentlich gut bezeichnen. Obwohl sie 100 besser war, als das was ich von unseren üblichen Gottesdiensten gewohnt bin.
Was mir auch aufgefallen ist, ist dass der Jpm sehr hoch war (für die unter uns denen Jpm nichts sagt: Jesus per minute
Wird in Amerika wohl öfter bei Predigten gemessen.)

Ich frage mich: Warum höre ich bei uns so wenig über Jesus? Worum geht es bei uns? Ich muss mal näher darauf achten, aber ich glaube es geht hauptsächlich um Verhalten, theologische Auslegung. Die Person Jesus spielt nur selten eine wichtige Rolle. Vielleicht ist er mit seinem Leben, Handeln und Aussagen einfach zu ungemütlich.

Gott lacht?

Letzten Samstag war ich auf einem Hochzeitgottesdienst. Am Anfang gab es einen relativ langen Anbetungsteil (ich glaub 7 Lieder). Ich kannte gerade mal eins der gespielten Lieder. Gott hat verschiedene Textstellen benutzt um zu mir zu reden, doch der Inhalt eines Verses ist mir besonders in Erinnerung geblieben.
Wir haben gesungen, dass unser Gott, ein Gott ist, der oft lacht.

Das Gott Humor hat und nicht immer nur toternst ist, hatte ich zumindest vom Kopf her schon lange verstanden. Aber dass Gott lacht hat mich dann doch ins nachdenken gebracht. Wenn ich das so lese würde ich nicht auf die Idee kommen das zu bestreiten und dennoch... Ist das mein Bild von Gott? Ist das der Gott von dem ich schon so viel gehört habe? Ist das der Gott von dem ich in meiner Jugendgruppe erzähle?

Ein wenig traurig über mich selbst werde ich diese Fragen wohl mit "nein" beantworten müssen. Gott, bitte zeig mir das du lachen kannst!

Montag, 23. Juni 2008

christlicher Umgang mit Geld

Das Thema Geld ist sehr schwierig, wenn man sich ernsthaft damit auseinandersetzt. Auf dem Christival hatte ich ein Seminar zu dem Thema besucht und habe vergangenden Samstag in meiner Jugendgruppe eine Andacht zu diesem Thema gemacht.

Das Christival-Seminar bezog sich hauptsächlich auf die Sprüche. Dort findet man einige kluge, nützliche und konkrete Anweisungen/Tipps.

-kein sinnloses anhäufen von Besitz/Geld
-nur Schulden machen wenn ein Gegenwert vorhanden ist (Spr. 22,7 [...]wer Geld leihen muss, wird zum Sklaven seines Gläubigen)
-keine Risikospekulationen (nicht alles auf eine Karte setzen)
-Wir sollen nicht nach Reichtum streben.

Warum das denn nicht?

1. Es klappt eh nicht. Alle die wirklich reich geworden sind, sind nicht reich geworden, weil sie reich werden wollten, sondern weil sie Idee oder etwas anderes hatten was sie total faszinierte, dass sie konsequent verfolgt haben. Der Reichtum war da eher so was wie ein Nebeneffekt.
2. Wenn du lebst um reich zu werden, lebst du um reich zu werden und nicht um zu leben. Du lebst entgegen deiner Bestimmung.


Das sind alles sehr konkrete und somit hilfereiche Tipps, wenn man eine konkrete Leitlinie haben will.
Sehr interessant fand ich folgedes:
Man kann seine Ausgaben in 3 Bereiche aufteilen:
1. Grundbedürfnisse z.B. Nahrung
2. Verpflichtungen z.B. Verträge
3. Wünsche also der ganze Rest

1. und 2. sind Fixkosten. Hier hat man eigentlich kaum Spielraum.
Woran kann man sich bei seinen Wünschen orientieren? Die meisten von uns werden sich hier wohl kaum Gedanken gemacht haben.
Der einfache klingende Tipp: Sprich mit Gott drüber und einige dich mit ihm, ist hier eine tolle, fromme Antwort. Wer das macht wird früher oder später merken wo die Schwierigkeit liegt.
Wenn man, aus welchen Grund auch immer, plötzlich mehr Einkommen hat, geben wir ganz automatisch mehr aus. Das ist vollkommen natürlich, funktioniert nun aber leider nicht mehr. Man hat jetzt nämlich feste Grenzen, die es zu halten gilt. (Wenn man den Kampf zur Errichtung der Grenze überhaupt gewinnen konnte).
Den Überschuss kann man nun (zusätzlich?) spenden.

Normalerweise bin ich ein sehr sparsamer Menschen. Wenn ich im August meinen Zivi anfange, wird sich mein Monatsgehalt um über 1100% erhöhen. Ich bin gespannt wie ich darauf reagieren werde.



Wir scheinen grundsätzlich 2 entscheidene Tatsachen zu übersehen:
1. Geld/Besitz ist Teil unseres Lebens. Wenn wir Gott unser Leben übergeben, geben wir ihm auch unser Geld. Dann gehört es Gott. Wir sind dann bloß die Verwalter.
2. Es gibt Menschen die sehr arm sind und gegenüber denen wir eine Verantwortung haben.


Von nun an wird es kompliziert.
Was tut Gott mit Geld? Wie ziehe ich die Wünsche-Grenze?

Die Reaktionen auf diese Tatsachen sind sehr individuell.

Manche halten lesen die Bibel und stoßen auf Matthäus 19,21
Franz von Assisi ist da ein bekanntes Beispiel für einen Christen der die Armut gewählt hat. Die Schwestern der Nächstenliebe (Mutter Theresa) leben ebenfalls in dem Glauben, dass die Armen selig sind.

Aber halten wir uns an Jesus. WWJD? Wenn man sich Jesus als Vorbild nehmen will, stößt man auch nicht auf den wohlhabendsten. Als Baby wird er in eine Krippe gelegt. In Lukas 2,23 lesen wir, dass seine Familie Tauben opferte, etwas das nur Arme machten. Nicht lange danach reisen sie als Flüchtlinge nach Ägypten. Später als Jesus bereits alt ist, predigt und heilt reist er als Obdachloser umher.
"Unser tägliches Brot gib uns heute" bekommt eine Bedeutung und wird natürlicher Bestandteil des Gebetes ein Christen.
Was hat Jesus mit dem Geld gemacht, das er hatte? Hatte er ein Hobby für das er Geld ausgegeben hat? Uhi unangenehme Fragen auf die wir leider keine sicheren Antworten finden. Finden tun wir allerdings so unangenehme Aufforderung wie "Wer zwei Hemden hat, soll dem eins geben, der keines hat. Und wer etwas zu essen hat, soll es mit jemand teilen, der hungert."

Mahatma Gandhi (ein Hindu) stellt fest "Die Erde hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier." Shane Claiborne ergänzt, dass Jesus nie gesagt hat, dass wir Mangel leiden sollen und entwickelt die Theologie des genug. Wir sind weder dazu berufen zu wenig zu haben, noch berufen zu viel zu haben.
In seiner WG gibt es die Regel, dass nur das gekauft wird, was der Einzelne braucht, nicht was er will.

WGs sind im übrigen eine sehr interessante Möglichkeit Besitz zu teilen. Wenn sich einer eine Playstation kauft, können die anderen sie auch benutzen und brauchen sich selber keine kaufen. Alle beteiligten werden gemeinsam wohlhabender. Von der Urkirche lesen wir in Apg 4,32 "Alle in der Gemeinde waren ein Herz und eine Seele. Niemand betrachtete sein Eigentum als privaten Besitz, sondern alles gehörte ihnen gemeinsam."

Im AT gibt es zahlreiche Beispiele für sehr reiche Menschen (Abraham, Josef, Salomo etc.), Reichtum der von Gott kommt. Reichtum kann folglich nichts schlechtes sein. Was in der Bibel allerdings aufs schäfste Verurteilt wird, ist Reichtum der auf der Ausbeutung von Armen basiert. Fast alle Gesetze der alttestamentlichen Zeit hatten 2 Ziele: Entweder Hygiene oder Umverteilung von Reich nach Arm.

Produzieren wir mit unserem Reichtum Armut? Wer zu den wenigen Deutschen gehört, die sich diese Frage stelllen, wird bald feststellen, dass dies der Fall ist. Das ganze wird plötzlich mühsam oder höchst kompliziert. Da gibt es Made-in-Spiele wie in "Würde Jesus bei IKEA einkaufen" von Tobias Faix mit möglichen Schlussfolgerung nur noch Produkte zu kaufen, die aus Ländern kommen in den Menschenrechte beachtet werden und unter humanen Bedingungen gearbeitet wird.
Wer sich darauf beschränken will, wird aber gleichzeitig zugeben müssen, dass der Boykott von Entwicklungsländern, auch für diese keine dauerhafte Lösung sein kann.
Man fragt sich, ob es noch andere fair-trade Produkte als Kaffee gibt. Je mehr man sich dann mit Unternehmen beschäftigt, desto schwieriger wird es. Wer Dokumentationen wie "The corporation" gesehen hat und anfängt sich mit der Menschenfreundlichkeit von so harmlosen Konzernen wie Disney auseinandersetzt fängt an sich zu fragen wo man überhaupt noch einkaufen darf. Man findet einzelne Unternehmen oder Produkte die man getrost kaufen kann (Deichmann und fair-trade-coffee) und lernt im Fernsehen, dass man nur noch ganze Hühnchen kaufen sollte, da man arme afrikanische Bauern in den Ruin stürzt, wenn man nur Hünchenteile kauft.

Das christlichste Wirtschaftssystem scheint erstaunlicher Weise der funktionierende Kommunismus zu sein. Nur schade, dass er wirklich nur dann funktioniert, wenn man sich auf kleine Gruppen von Christen beschränkt (wie Z.B. eine Klostergemeinschaft).

Je mehr man sich in diese Thematik einarbeitet, desto komplizierter wird es. Momentan beobachte ich mit Interesse http://www.theordinaryradicals.com/blog/, weil ich glaube auch hier wieder eine kleinen Schritt weiter zu kommen. Daher beende ich meinen Post mit einem Trailer. In der Hoffnung, dass sich mehr Christen aufmachen um noch aktiver gegen Armut vorzugehen und sich nicht nur mit ihrem Reichtum, sondern auch mit anderer Menschen Armut beschäftigen.