Dienstag, 6. Mai 2014

Zwischenbilanz

Es ist unglaublich wie die Zeit vergeht. In den letzten Jahren haben ich oft insgeheim davon geträumt an einen anderen Ort zu ziehen und nochmal neu anzufangen, einen eigenen Lebensstil zu entwickeln und "Projekte" zu beginnen die erst möglich werden wenn man nicht mehr zu Hause wohnt.
Im letzten September war es dann so weit und ich bin tatsächlich ausgezogen. Gerade mal 30 km von meinem ursprünglichen Wohnort entfernt habe ich Arbeit und eine Wohnung gefunden. Ursprünglich wollte ich noch weiter weg, aber im Nachhinein hat sich das als sehr gute Entfernung erwiesen.
Dafür habe ich das (vermutlich) einmalige Angebot abgelehnt in eine WG zu ziehen in die ich schon lange rein wollte.
Der Plan war bewusst einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, selbstständiger zu werden und zu der Version meiner selbst zu werden von der ich die letzten Jahren insgeheim geträumt habe.
Nach 2 bis 3 Jahren wollte ich dann entscheiden, ob ich wieder zurück in meine Heimatstadt ziehen möchte und wie es weitergehen soll.


Die meisten meiner Ideen für ein neues Leben bin ich angegangen. Der anfängliche Motivationschub meinen Leben Stück für Stück näher an mein Ideal zu bringen ist verloren gegangen und alle begonnenen Veränderungen an meinem Lebensstil haben sich mittlerweile wieder in Luft aufgelöst. Es ist ziemlich deprimierend das so zu schreiben, aber ich will der Wahrheit in die Augen schauen.

Durch das Leben alleine in einer fremden Stadt bin ich natürlich selbstständiger geworden. Aber auch hier kann ich ein dickes Haar in der Suppe finden. Das Leben in einer eigenen Wohnung unterscheidet sich eigentlich kaum von einer Woche Sturmfrei im Haus meiner Eltern. Damit bin ich auch vorher sehr gut zurechtgekommen und auch nach über einem halben Jahr fühlt es sich genauso an.
Auf meiner Arbeit sieht das schon ganz anders aus. Am Anfang habe ich mich sehr darauf konzentriert bloß keinen Fehler zu machen, weil diese sofort eine Menge Ärger mit sich bringen. (Hier haben die Wörter Schuld und Vergebung nochmal ganz neue Bedeutung für mich gewonnen. Ich habe mich noch NIE in einem so unbarmherzigen Umfeld bewegt). Diese Angst konnte ich mit der Zeit abbauen und ich lernte wie es ist, wenn einem Menschen (Vorgesetzte, Kollegen, Kunden, eigene Ansprüche) immer gleichgültiger werden. Eine charakterliche Entwicklung meinerseits die mir überhaupt nicht gefällt, aber wohl notwendig war um hier zu überleben.
Nun treffe ich (selbst-)ständig Entscheidungen aufgrund unzureichender Informationen, ohne Absprache aller Beteiligten und frage mich ob dies wirklich die Selbstständigkeit ist, die ich bei anderen Menschen so oft bewundert habe.

In vier Monaten endet mein Arbeitsvertrag. Wahrscheinlich wird er verlängert, aber mir stellt sich trotzdem die Frage wie es weitergehen soll. Da habe ich eigentlich nur eine leise Ahnung....

Eine Idee will das jedenfalls nicht nennen.



P.S. Das klingt jetzt sehr negativ, aber bevor sich jetzt jemand sorgt ich könne in eine Depression rutschen: Es sind auch viele, kleine gute Dinge passiert. Und aus den schlechten Dingen konnte ich auch etwas lernen. ;)