Sonntag, 6. Juli 2008

Jugendliche im Gottesdienst 4

Ich habe mir mittlerweile angewöhnt als erstes auf das Entstehungsdatum zu gucken, wenn wir im Gottesdienst ein Lied singen. Wenn ich die Macht dazu hätte, würde ich die Regel einführen, dass nur Lieder gesungen werden, die maximal 5 Jahre älter als das älteste Gemeindemitglied sind. Ich vertrete nämlich die These, dass sie Sprache im Laufe der Zeit verändert. Aufgrund sprachlicher, kultureller und geschichtlicher Unterschiede hat jede Generation ihre eigene Art Gott zu loben. Diese Art wird (im Bereich der Musik) durch Künstler zum Ausdruck gebracht und die Künstler die das Lebensgefühl ihrer Zeit am besten treffen, schaffen Lieder die sich immer mehr ausbreiten. Sollte die nächste Generation die gleiche Ausdrucksweise haben, wird es auch in dieser Generation Musiker geben die, die den zeitlichen Hintergrund ihrer Mitmenschen treffen.

Ich habe daher wenig Verständnis dafür, wenn wir Lieder singen, die von Martin Luther persönlich getextet wurden. Das Problem bei diesen Liedern liegt aber nicht nur bei dem Text den ich oft nicht verstehe, sondern auch bei der Melodie. 99% der Lieder, die älter als 100 sind, werden sehr hoch gesungen und die Wörter werden sehr lang gezogen. Auch wenn ich es versuche, so KANN ich gar nicht singen.

Ich kenne eine Gemeinde in der es die Regel gibt, dass maximal 1 englisches Lied pro Gottesdienst gesungen werden darf, weil viele der älteren Generation diese nicht verstehen. Ich frage mich allerdings, ob diese Generation auch auf die Idee kommt, dass wir deren Lieder nicht verstehen. wobei es ja oft nicht mal ihre Lieder singt. Der Gottesdienst diesen Sonntag war furchtbar und so habe ich ihn damit verbracht unser Liederbuch durchzugucken und mir die Daten der Lieder anzusehen.
Die beiden ältesten Lieder haben ihren Ursprung im 4. Jahrhundert (Lied 2,30), danach kommt Lied 71, dessen lateinische Version im 7. Jahrhundert entstanden ist. Es gibt ca. 5 Lieder die in dem Zeitraum 10.-12. Jahrhundert entstanden sind. Den Rest der Lieder kann man in den etwa gleichgewichtigen Bereiche 16. und 20. Jahrhundert einteilen.

Wenn wir so reden würden, wie wir in diesen Liedern singen, würde uns kein Mensch verstehen. Diese traditionellen Ausdrucksweisen haben sich allerdings auch schon länger beim Segen eingeschlichen. Bisher konnte mir kein Jugendlicher erklären, was die Worte "Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir" oder noch besser "Gott lege sein Angesicht auf dich" (wörtl. Segen vor 2 Wochen) bedeuten. Als ich einen Erwachsenen nach der Bedeutung fragte, wurde ich auf den Pastor verwiesen...

Sind unsere Gottesdienste zeitgemäß?

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