Mittwoch, 6. Januar 2010

Gedankenanstöße zur Wiedereinführung von Jak 5,16

Wie führt man in einer bestehenden Gemeinde die Norm ein, dass es normal sich gegenseitig Schuld zu bekennen?
Ich kann diese Frage (noch) nicht beantworten will aber ein paar erste Gedanken zu dem "wie" niederschreiben.
Die Ideen sind nicht als Alternativen gedacht.


Erste Idee. 3 bis 5 Menschen tun sich zusammen und beschließen in einer Gruppe ihr "Bomben" platzen zu lassen und gucken was passiert.
Dadurch ist gewährleistet, dass nicht einer alleine den ersten Schritt tun muss. Den der erste Schritt wird höchstwahrscheinlich der erste sein. Die Gruppe an sich würde wahrscheinlich unheimlich zusammenschweißen. Aus den bisherigen Diskussionen ist schon deutlich geworden das nahezu jeder sein geheimes Päckchen mit sich trägt. Gleichzeitig habe ich die Erfahrung gemacht, dass selbst Menschen zu denen ich keine besonders intensive Beziehung habe anfangen von ihren Problemen zu erzählen, wenn ich das vorher gemacht habe.
Der worst case wäre das die Bekennenden aufgrund ihrer Verfehlungen aus der Gemeinde ausgeschlossen werden. Ich vermute aber mal, dass dann trotz aller Verletzungen aus dieser kleinen Gruppe etwas sehr göttliches wird.
Diese "Methode" stellt wahrscheinlich eine Zerreißprobe für die ganze Gemeinde da.

Zweite Idee: Man steigert sich stufenweise. Zuerst bekennt man anonym, dann vor einer vertrauensvollen Person die einen nicht ganz so gut kennt, dann vor einem guten Freund, dann in einer geschlossenen Gruppe und dann in einer Gruppe zu der jeder kommen kann.
Ein Sündenbekenntnis vor der gesamten Gemeinde würde ich nicht als Ziel setzen.
Vorteile: Jeder kann sein eigenes Tempo gehen und sich die Zeit nehmen die er/sie braucht. Für den Einzelnen sind die einzelnen Schritt wesentlich einfacher (aber wahrscheinlich immer noch sehr schwer).
Ich befinde mich gerade auf diesem Weg.
Nachteile: Das braucht natürlich richtig viel Zeit. Bei der Suche nach den Personen für Schritt zwei und drei ist viel Eigeninitiative für eine Sache notwendig, die einem ersteinmal sehr unangenehm erscheinen. Ob am Ende eine Gemeinde entsteht in der es nicht mehr schwer ist sich zu Verfehlungen zu bekennen ist fraglich, da die Wahrscheinlichkeit, dass die Gemeinde in den Schritten 1 bis 4 hängen bleibt, recht hoch ist.
Diese Formen werden immerhin vereinzelnd schon praktiziert.

Idee drei: Partnerschaften in denen man sich regelmäßig Sünden bekennt und füreinander betet (kann ein- aber auch beidseitig geschehen).
Ich kenne mindestens 2 Christen die das bereits praktizieren, sehr gute Erfahrungen damit machen und mir empfohlen mir ebenfalls einen solchen Partner zu suchen.
Einer telefoniert mehrmal die Woche mit einem guten Freund und beide erzählen sich gegenseitig ihre Verfehlungen.
Der andere hat sich verpflichtet eine Liste zu führen an welchen Tagen er Stille Zeit macht und an welchen er seine Lieblingssünde begeht. Diese Liste muss er regelmäßig einem bestimmten Bruder aus seiner Gemeinde abgeben.

2 Kommentare:

MentalRover hat gesagt…

Ich finde es interessant, dass aus dem Titel "Seelsorge in der Kirchengeschichte" nun ausschließlich das Thema Beichte so hervorsticht.

Es ist mit Sicherheit sehr wichtig, und leider in der Vergangenheit viel zu kurz gekommen.

Aber ich selbst verstehe unter "Seelsorge" ja noch viel mehr, und sehe auch an anderen Stellen eine hohe Verantwortung, die leider zu kurz gekommen ist.

Das Thema Verletzungen zum Beispiel: Geht es in der Seelsorge nur um meine Schuld? um meine Sünde? Was ist mit dem Punkt Verletzungen, wo andere an mir schuldig geworden sind? (Sprich: statt Beichte ist Heilung und Vergebung das Thema).

Mir fehlt ja in Gemeinde generell ein aktives, bewusstes Hinarbeiten auf eine seelsorgerliche Atmosphäre allgemein, so dass Seelsorge "normal" wird, egal ob es sich dabei um Beichte oder was anderes handelt...

Nebenbemerkung:
In einem Kurs wurden wir auch auf ein anderes Phänomen im Zusammenhang mit Beichte hingewiesen: Den "Stammkunden"

D.h.: Leute kommen immer wieder mit der gleichen Sünde in die Beichte. Entweder sie beichten aber verändern sich nicht, d.h. sie holen sich ihre Vergebung ab, aber sind an der Arbeit an ihrem Problem nicht interessiert,
oder aber die Beichthandlung an sich wird sogar zu einer Art Sucht oder Zwang, als eine Form von Selbstbestätigung oder gar Selbstkasteiung.

MindRevolution hat gesagt…

Hi
Also dieser Schwerpunkt war durch die Aufgabenstellung im Unterricht schon ja schon vorgegeben. Die von dir angerissenen Punkte wurden im Unterricht (soweit ich mich entsinne)nicht einmal angesprochen.
Wie sich die Diskussion entwickelt hätte wenn die Frage sich auf Seelsorge allgemein bezogen hätte.

Andereseits ist die Beichte ja auch wesentlich stärker in der Wahrnehmung. Wenn auf größeren Veranstaltungen Beichtangebote gemacht werden, kann man beobachten wie hoch das Bedürfnis nach so einer Möglichkeit offensichtlich ist. Was zwischen den Menschen in der Gemeinde oder im Alltag passiert ist nicht so offensichtlich.

In der Diskussion ist der Begriff "Leistungsgesellschaft" öfter gefallen. Anscheinend haben viele selbst in der Gemeinde das Gefühl ein möglichst gutes Bild nach außen zu darzustellen.