In meinen beiden letzten Beträgen habe ich von den dominanten Schatten meines Lebens berichtet, die mich umtreiben. Der Krieg in der Ukraine ist in meinem Alltag, wie ein permanentes Geräusch im Hintergrund. Manchmal nehme ich es deulich wahr und manch geht es im Lärm meines Lebens unter. Da ist mal ein Nachmittag an dem ich Gemeindemitgliedern helfe eine paar Möbel für urkainische Flüchtlinge in den 4. Stock zu tragen. Da sind Iraner, die ihr Wohnzimmer in ihrer Sozialwohung als Unterkunft für Ukrainer anbieten. Da ist das monatliche Friedensgebet in der Gemeinde, bei dem u.a. Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden. Da sind Menschen helfen wollen und/oder sich Sorgen machen.
Jeder hat eine Meinung zu dem was in der Ukraine geschieht.
Fast jeder hat eine klare Haltung, was man jetzt tun sollte.
Meine Haltung ist momentan nicht so klar. Ich sehe wie wir scheitern die kleinen, alltägliche Konflikte zu lösen und staune wer plötzlich alle Experte für die großen Konflikte wird. Die Diskussion in den Medien und der Ruf nach größeren, schnelleren Sanktionen, sowie größeren Waffen schien bis zu dem offenen Brief ohne Gegenstimme. Unabhängig von dem Inhalt des Briefes fand ich die anschließenden Diskussionen in den Talkshows sehr ernüchternt. Da Treffen unsere "Experten" in Form von einflussreichen Menschen unserer Gesellschaft aufeinander, um über das Ende eines Konfliketes zu debatieren und hören sich nicht zu. Beide Seiten der Diskussionen müssen ständig wiederholen wie furchtbar sie das Elend in der Ukraine finden, weil der andere ihnen unterstellt dieses Elend nicht ernst zu nehmen. Permanent werden dem anderne die Worte im Mund umgedreht. Permanent werden dem anderen Forderungen unterstellt, die nie ausgesprochen wurden.
In der Bergpredigt sagt Jesus "Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen." Ich wünsche mir, dass wir Christen diesen Titel "Gottes Kinder" verdienen, weil wir Friedenstifter sind. Mir scheint allerdings, dass wir in diesem Gebiet kein besonders gutes Bild abgeben. Wie schön wäre es, wenn wir Christen als Expeten für Friedensstiftung etwas kontruktives zu dieser niveulosen Diskussion beitragen könnten.
Im Februar habe ich mich oberflächlich mit ein paar Gesprächstechniken auseinandergesetzt, die bei zerstrittenen Konfliktparteien einsetzt. Als kleine Filmempfehlung an dieser Stelle möchte ich auf "Die Wunderübung" hinweisen.
Ein Krieg hat allerdings eine völlig andere Dimension. Der Berg an Trauer, Wut und Schuld ist deutlich höher und wächst deutlich schneller. Dazu ist das Beziehungsflecht durch die Menge der Akteuere deutlich komplizierter.
Mir scheint eine gute Ausgangsfrage zu ein, wie wir das Wachstum dieses Berges möglichst schnell bremsen kann und gleichzeitig eine Postion erreicht, an der man diesen Berg abbauen kann.
Ich merke dabei, dass es mir an guten historischen Vorbildern fehlt. Wo haben Kriege in einer Form geendet, wie wir es uns heute für die Ukraine wünschen würden? Mit Martin Luther King oder Ghandi haben wir beeindruckende Beispiele, wie man mit Mut, Leidensbereitschaft und Klugheit nachholtig gegen hasserfülte Gewalt vorgehen kann. Beide waren aber nicht in einem Kriegsszenario.